Unbeteiligte Menschen, unbeteiligtes Denken

Normalerweise wäre mir sowas keinen Artikel wert, aber dieses Glanzstück journalistischer Arbeit möchte ich doch nicht unkommentiert vorbeiziehen lassen:

Ein lauter Knall, splitternde Glasfenster, dann brannte es an der Hausfassade. Nur weil ein aufmerksamer Passant rechtzeitig die Feuerwehr rief, konnten Mitte Oktober bei einem Brandanschlag auf einen Kreuzberger Luxusbau in der Glogauer Straße größere Schäden verhindert werden. Das Motiv der Täter scheint eindeutig. „Yuppie-Schweine – Schüsse in die Beine“, war an der rußgeschwärzten Wand zu lesen.

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„Die zunehmende Militanz macht deutlich, dass es den angeblichen Szenekodex, unbeteiligte Menschen nicht zu gefährden, nicht mehr gibt“, sagte der innenpolitische Sprecher der CDU Robbin Juhnke.

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Teuer sanierte Häuser wie das in der Glogauer Straße bewirken, dass einkommensschwache Menschen vertrieben werden, lautet die Argumentation der Gegner. Eine 300 Quadratmeter große Penthouse-Wohnung im fünften Stock des Hauses kostet mehr als eine Million Euro. Verkauft ist nach Angaben der Eigentümer bislang noch keine Wohnung. Der Schaden des Brandanschlags habe rund 3000 Euro betragen. Da das Haus unbewohnt ist, seien keine Menschenleben in Gefahr gewesen.

Hier sollte auch ohne in theoretische Überlegungen über tatsächliche Täter-Opfer-Rollen verfallen zu müssen klar sein, dass keine „unbeteiligte[n] Menschen“ gefährdet waren. Anders als bei illegalen Häuserräumungen, willkürlicher monatelanger Untersuchungshaft oder Nazis in Neukölln und Kreuzberg.

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